Religiöser Aktivismus

Niedergang einer Gemeinde

Als ich früher in einer Baptisten-Gemeinde war, deren geistliche Wirkung absolut in Ordnung war und uns Mitglieder mit allem Nötigen versorgte, trat ein Berufsschullehrer in dieser Gemeinde in den Vordergrund und verbreitete unter kräftiger Mitarbeit seiner Gattin die Formel, es müsse mehr getan werden. Dieser Appell wurde regelmäßig mit musikalischer Unterstützung per Klampfe wiederholt, so dass Gottesdienste und die Gemeinschaft in dieser Gemeinde immer mehr den Charakter des Leistungsanspruches bekamen.

Den Niedergang dieser Gemeinde erlebte ich in geistlicher Hinsicht sehr intensiv, so dass ich recht schnell aus diesem Laden des Aktivismus austrat. Ich reagiere zugegebenermaßen auf solche Mechanismen sehr empfindlich. Meine Trauer über den Verlust meiner geistlichen Heimat in dieser Gemeinde war immens. Dabei hatten die spitzen Bemerkungen (Ach Schätzchen, bist du auch mal wieder da?) noch nicht einmal einen so gravierenden Charakter.

Die Lehre, die ich aus dieser Sache ziehen musste, bestätigt sich in allen Religionen, die auf äußeren Aktivismus Wert legen. Kerzen anzünden, regelmäßiges Erscheinen des Rettungssuchenden, Planung und Durchführung all dieser wichtigen Events, Kongresse durchziehen, Predigtdienst ableisten und eine fette Gemeindekasse durch materielle Aufopferung. Hier findet der Ersatz Jesu Christi durch Eigenleistung statt.

Statt sich von Jesus berufen zu lassen, werden hoch ehrgeizige Pläne gemacht, Projekte angegangen, Mitgliederzahlen zu einem Objekt der Optimierung erhoben, Programme entworfen und den Anwesenden kräftig eingeheizt nach allen Regeln der modernen Manipulation. Dabei entsteht eine Mischung aus Vereinsarbeit und Politik, wo die Protagonisten versuchen, die Sympathie auf sich zu ziehen und die Ergebnisse der Gemeindearbeit in klare Zahlen umzuwandeln, sie nachweisbar zu machen, sie quasi als Leistungsnachweis sich unters Kopfkissen legen zu können.

Dieser religiöse Aktivismus ist jedoch nur ein Symptom für das mangelnde Vertrauen auf Gott. Sobald der Mensch die Sache mit dem Glauben in die eigene Hand nimmt, beginnt der Niedergang des Einflusses, den der Heilige Geist auf seine Kinder ausübt. Denn der Heilige Geist drängt sich nicht auf, überredet nicht, treibt nicht in die Enge und fordert nichts, was der an Jesus gläubige Mensch nicht wie aus eigenem Antrieb machen möchte. Sondern der Heilige Geist tritt auf als innere Kraft, die zuerst wie das eigene Wollen und Wünschen empfunden wird, bis der Christ erkennt: Autsch, das war nicht meine Leistung und das kann nicht auf meinem Mist gewachsen sein!

So üben Zeugen Jehovas Glauben aus, als gehe es darum, ein gewisses Pensum zu schaffen. Wie die Katholiken, deren angebliche Rettung an der Anzahl der angezündeten Kerzen und heruntergeleierten Rosenkranzgebete gemessen wird und deren Zugang zu Jesus von ihrer Marienhörigkeit und den vollzogenen magischen Sakramenten der katholischen Priester abhängt, so konzentrieren sich die Zeugen Jehovas auf Stundenzahlen, Kongressteilnahmen und viele andere messbare Parameter mehr. Dadurch gewinnen sie Zeugnisse, die sie schwarz auf weiß nach Hause tragen können.

Hat das irgend etwas mit dem Geist Gottes zu tun?

Gott selbst wird uns allen diese Frage beantworten. Gott schaut das Herz an und freut sich über jeden barmherzigen Samariter, der als ganz unreligös gestimmter Mensch den Willen Gottes aufgrund seiner Herzenshaltung erfüllt. Da geht es nicht um Gruppendynamik, Zeitgeist, Mode oder Trend. Da geht es nur und ausschließlich um den einzelnen Menschen in seiner inneren Haltung gegenüber Gott.

Der Geist Gottes schließt Aktivisten und Funktionäre aus. Alles Getue um Zahlen und menschliches Wachstumsbestreben gelten vor Gott nicht mehr als Schmutz. Denn sie verderben den Zugang des Menschen zu ihm. Sie machen dem Menschen ein "gutes Gewissen" und ermöglichen es ihm, seine Stellung zu Gott nicht nach Gottes Willen, sondern nach seinem eigenen Willen zu gestalten. Menschen reagieren ihr schlechtes Gewissen gegenüber Gott ab in menschlichen Mitteln und Wegen und ignorieren, dass Gott einen ganz anderen Weg bestimmt hat.

Gottes Weg

Dieser Weg ist in der Bibel allen Menschen bekannt gemacht worden. Er heißt Jesus Christus und erhebt den Anspruch, dass außer ihm nichts existiert, was uns vor Gott zur Rechtfertigung dienen könnte. Mit seiner Annahme gewinnt der Mensch alles, mit seiner Ablehnung verliert der Mensch alles.

Durch religiösen Aktivismus wird jedoch ein Umweg geschaffen, um Menschen von Jesus abzulenken. Die Eigeninitiative der Menschen mit dem Ziel, Gott zu erreichen, treibt außerordentlich zahlreiche Blüten unterschiedlichster Art. Von der These, man sei selbst Gott, bis zur These, der Papst oder der treue und verständige Sklave sei die religiöse Führungselite, bis zum religiösen Fatalismus in der Verherrlichung des freien Marktes folgen die Menschen Ideologien und Ideen an der Zahl. Allen diesen Bewegungen ist ein Anzeichen gemeinsam. Sie sind gottlos und verzichten bewusst oder unbewusst auf die Weisung des Heiligen Geistes, die uns Jesus zusagte.

Die dem religiösen Aktivismus innewohnende Hauptkomponente ist der Selbsttrost. Wie eine psychisch wirksame Droge muss der religiöse Aktivismus regelmäßig vollzogen werden, damit die Menschen ihre Gottlosigkeit ertragen können. Dabei gewinnt der Mensch eine Position, von der aus er auf Christen herabblicken kann, die sich ausschließlich auf Jesus verlassen. Der Heilige Geist gilt nichts mehr oder er wird zumindest in den Hintergrund gedrängt. Das Bild, das der religiöse Aktivismus entwirft, gipfelt in der Drohung der Zeugensoldaten Jehovas, dass Werke verrichtet werden müssen, damit die Gnade erreicht wird. Doch ist es genau umgekehrt.

Nur der, der Jesus annimmt und dabei einsieht und im Gedächtnis behält, dass gute Werke nicht von irgend einem Menschen, sondern nur durch die Kraft Jesu gewirkt werden können, stellt dem Heiligen Geist kein Hindernis in den Weg.

Die Wachtturm-Gesellschaft ist der fleißigste Verführer zum religiösen Aktivismus.

Kommentare
01

Den Jürgen traf ich "zufällig" im Gottesdienst letzten Sonntag. Hatte gemischte Gefühle – hab mich aber überwunden, ihn zu grüßen. Wie gut, dass Gott unseren ollen Mist heilt ...

ich [13.11.2008]

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