Was bin ich wert? Selbsteinschätzung, Selbstwertgefühl

Besitz, Geld und Gut, Macht und Einfluss

von Unbekannt

Wenn man die täglichen Vorgänge und Ereignisse in der Welt beobachtet, wie sie uns durch die Medien vermittelt werden, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein Leben, ein Menschenleben, nicht mehr viel wert ist. Und man sollte sich die Frage stellen: Was bedeutet denn mir ein Menschenleben? Ja, wie sehe ich mich selbst, was bin ich wert? Dabei meine ich nicht etwa den Wert meines Körpers in seiner chemischen Zusammensetzung, sondern meinen Wert als Mensch, als ein zum ethischen Denken befähigtes Wesen, oder wenn ich religiös bin, wenn ich Christ bin, als ein im Bilde Gottes gedachtes Wesen.

Was bin ich wert vor den Menschen?

Diese Frage hängt eng zusammen mit unserer Selbsteinschätzung und unserem Selbstwertgefühl. Jeder Mensch hat ja ein Selbstwertgefühl, außer vielleicht bestimmte psychisch kranke Personen. Dieses Selbstwertgefühl ist wichtig für unser tägliches Leben und unseren Umgang miteinander. Doch auf welcher Grundlage beruht unsere Selbsteinschätzung und unser Selbstwertgefühl?

Nicht wenige gründen dieses Gefühl auf ihren Besitz, auf Geld und Gut, auf Macht und Einfluss, auf Ansehen und soziale Stellung. Bei ihnen hängt also ihr Selbstbewusstsein von äußeren Dingen ab, unabhängig davon, ob sie diese äußeren Bedingungen selbst geschaffen haben oder ob sie diese mehr oder weniger dem Zufall verdanken. In jedem Fall stützen sie ihre Selbsteinschätzung auf soziale Gründe. Früher hörte man da oft das Wort: "Hast du was, bist du was!".

Andere stützen ihr Selbstwertgefühl auf ihren Intellekt, auf Leistungen auf ganz unterschiedlichen Gebieten, auf Bildung und Kulturbewusstsein, also auf mehr aus dem eigenen Ich kommende Grundlagen. Dabei gibt es Menschen, bei denen dieses Gefühl und Bewusstsein, diese Selbsteinschätzung äußerst übersteigert ist, was sich häufig auch in ihrem Verhalten gegenüber anderen zeigt, während auf der anderen Seite Menschen existieren, bei denen dieses Bewusstsein äußerst schwach ausgeprägt ist, durch soziale Bedingungen, Veranlagung oder auch Erziehung und Erfahrungen ihres Lebens; solche Menschen werden oft ausgenutzt und zählen zu den Benachteiligten mit, wie man so sagt, negativen Lebensprognosen.

Das Selbstwertgefühl eines Menschen kann aber auch, wenn er religiös ist, auf einer anderen Grundlage stehen: auf seiner religiösen Überzeugung. Da wird dieses Gefühl eines Menschen möglicherweise erhöht durch die Unterweisung, die er erhält, wie zum Beispiel: Du bist Glied der allein richtigen Religion; du bist in der Wahrheit; nur bei uns bist du in Sicherheit und wirst vor künftigen Drangsalen gerettet; du bist auserwählt; du bist etwas Besonderes! So wird hier oft ein elitäres Bewusstsein geschaffen, das aber nur auf den Behauptungen der jeweiligen Führung begründet ist, und das dazu führt, dass man andere Menschen eher geringschätzig behandelt, wenn nicht gar als schlechte Gesellschaft und als verworfen betrachtet. Hier gilt die Regel: Wir sind die Guten, die auf der sicheren Seite, die anderen sind schlecht, sind Weltmenschen, Verurteilte, und sie werden demnächst vernichtet. Eine solche Denkweise und ein solches Selbstwertgefühl machen in aller Regel hart, unbarmherzig, mitleidlos, überheblich und arrogant, was sich auch in unserem Umgang mit anderen und in unserer Einstellung ihnen gegenüber zeigt.

Was bin ich wert vor Gott?

Gibt mir die Bibel hierauf Antwort, eine Antwort, die mir auch ein stabiles Selbstwertgefühl vermittelt? Wenn ich über diese Frage nachdenke, dann fällt mir die Geschichte eines jungen Mannes aus der Antike ein. Er entstammte einer privilegierten großstädtischen, wohlhabenden, gebildeten und angesehenen, einer auch sehr religiösen Familie. Von Haus aus war in ihm die Grundlage für ein äußerst starkes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl angelegt. Da der religiöse Glaube dieser Familie einen sehr hohen Stellenwert besaß, wurde der junge Mann auch entsprechend erzogen; Religion, Eifer für den Glauben und den Gott seiner Väter, für dessen Gesetz, bedeutete ihm viel. Ihm wurde deshalb die beste damals mögliche religiöse Schulung gewährt; er wurde in das Zentrum der religiösen Ausbildung und Ausübung, nach Jerusalem, gesandt und studierte bei dem damals anerkannt besten Lehrer, Gamaliel. Der junge Mann hieß Saulus.

Er wurde ein Eiferer, und obwohl Gamaliel durchaus ein ausgeglichener, nicht fanatischer Lehrer war, wurde Saulus durch Temperament und durch den Wunsch, dem Gott seines Volkes zu dienen, in allem überaus genau, was die Fragen seiner Religion betraf. Er schloss sich der frömmsten und entschiedensten religiösen Gruppe in Jerusalem an, den Pharisäern, und er übertraf alle Altersgenossen an Engagement und religiöser Gewissenhaftigkeit. Dadurch wurde er auch der leitenden Körperschaft der Juden der damaligen Zeit, dem Sanhedrin, bekannt, und er wurde anerkannt, war angesehen. Einem solchen Mann konnte man durchaus Spezialaufgaben übertragen.

Natürlich hatte seine Einstellung auch zur Folge, dass er mit größter Strenge, ja mit Feindschaft Menschen betrachtete, die er für Übertreter des Gesetzes Gottes und der Überlieferungen der Väter hielt. Besonders war ihm eine Gruppe von Juden ein Dorn im Auge, die einen gewissen Jesus verehrten, der kurze Zeit vorher als Abtrünniger und Lästerer hingerichtet worden war; aber die Anhänger dieses Mannes, den sie Christus nannten, breiteten sich aus.

So setzte er es sich zum Ziel, gegen diese Gruppe vorzugehen. Die Haltung des Sanhedrins gegenüber diesen Leuten schien ihm zu lasch, ja dem Vernehmen nach gab es sogar in dieser Körperschaft Sympathisanten für diese Leute. Er holte sich die Unterstützung der Priester und begann, gegen diese abtrünnigen Juden vorzugehen. Es machte ihm auch nichts aus, als angesehene Person bei einer Steinigung zuzuschauen, ja sogar die Kleider derer zu bewachen, welche die Steinigung eines gewissen Stephanus durchführten. Und als er seine Absichten in Jerusalem mit ziemlichem Erfolg durchgesetzt hatte, ließ er sich Vollmachten erteilen, um auch in anderen Städten, wo sich diese Brut auszubreiten begann, sein Werk zu verrichten. Dabei hatte er keinerlei persönliche Interessen, aber auch keinerlei Mitleid oder Barmherzigkeit; und so wurde er nicht nur in Jerusalem, sondern in der ganzen Region bekannt; sein Motto war: Alles für den Gott seiner Väter, für Jahwe! Die jüdische Gemeinschaft musste rein erhalten werden!

Also machte er sich voller Eifer auf den Weg nach Syrien; sein Ziel war Damaskus. Es ist bekannt, was er kurz vor dem Erreichen dieser Stadt erlebte; dieses Ereignis ging als "Damaskuserlebnis" in den Sprachgebrauch zur Bezeichnung katastrophal einschneidender persönlicher Erlebnisse ein, welche einen Menschen völlig verändern. Saulus wurde von dem, was ihm widerfuhr, so beeindruckt, dass er es nie vergaß, sondern immer wieder davon sprach, so dass auch sein späterer Reisegefährte Lukas den Bericht darüber in seinen Aufzeichnungen drei Mal erwähnte. Dass Saulus zu Boden stürzte und von dem Lichtglanz für einige Zeit erblindete, war noch das Geringste; viel mehr wog die Tatsache, dass er, der ja alles in Aufrichtigkeit und im Eifer für Gott tat, erkennen musste, dass er trotz seines Einsatzes, trotz Ehrlichkeit des Herzens, trotz seiner Gebete und Beachtung von religiösen Vorschriften, trotz intensiver Schulung im Gesetz, trotz seines guten Willens, Gott zu dienen, erkennen musste, dass er völlig "auf dem falschen Dampfer" war.

Dieser Jesus, den er in Gestalt seiner Anhänger verfolgte, um Gott zu verherrlichen, war tatsächlich der von Gott gesandte Messias, Gottes Bevollmächtigter, war der Herr!

Diese Erkenntnis ließ sein ganzes Weltbild einstürzen; sie versetzte sein Inneres in ein Chaos, ja sie vernichtete gleichsam sein ganzes bisheriges Leben bzw. das, wofür er gelebt hatte in der felsenfesten Gewissheit, Gott zu dienen und die Wahrheit zu haben. Das war keine Angelegenheit, die er mit einem Achselzucken abtun konnte, etwa "naja, da habe ich mich eben geirrt; jetzt habe ich neues Licht". Nein, das ging ins Innerste, an Herz und Nieren. Er konnte auch nicht sagen: "Ich wurde eben so gelehrt und für mich war das die Wahrheit". Nein, das wären billige Ausreden gewesen. Tatsache blieb: Er, der Eiferer für Gott, hatte sich in Wirklichkeit gegen Gott gestellt. Dieses Erlebnis traf ihn so nachdrücklich, dass er drei Tage weder aß noch trank. Er war völlig damit beschäftigt, sein Inneres zu ordnen, und er musste feststellen, dass sein auf seine religiöse Überzeugung gegründetes Selbstwertgefühl, seine Selbsteinschätzung, völlig zusammen- gebrochen war.

Das einzige, was ihm noch Halt gab, war sein Festhalten an seinem Gott, trotz seines bisher falschen Weges, und sein Festhalten an dem, den er nun als Herrn erkannt hatte. Hierin zeigte sich seines Herzens Aufrichtigkeit. Doch zu diesem Zeitpunkt konnte er nur noch beten, bis ihm eben durch den nun erkannten Herrn Erlösung ward. Wir alle kennen die Geschichte dieses Mannes, der sich von nun an Paulus nannte.

Was hat das mit der Frage zu tun: Was bin ich wert?

Dieser Paulus hatte als Saulus ein außerordentlich hohes Selbstwertgefühl; doch es wurde völlig zerstört. Er musste erkennen, dass Menschen wirklich nur "Staub" sind (Psalm 103:14), dass ihre besten Werke vor Gott kein Selbstbewusstsein begründen (Jesaja 64:5). All das, was einem Saulus so wertvoll gewesen war, das bezeichnete der Paulus später als Kehricht, und er mag auch sich selbst als "letzten Dreck" empfunden haben, oder, wie er es nannte, als den Ersten aller Sünder (1. Timotheus 1:15). Darum schrieb er später auch, dass sich vor Gott kein Fleisch rühme (1. Korinther 1:29-31). Paulus hatte erkannt, dass der Mensch aus sich heraus vor Gott "nichts wert" ist, dass er sich keines Wertes und keiner Leistung rühmen kann; er kann sich nur Gottes rühmen. Doch warum sollte er das?

Paulus war innerlich zusammengebrochen; er hatte sein Selbstwertgefühl völlig verloren. Aber gerade so, in dieser Erkenntnis und in diesem Bewusstsein, war er formbar für den Zweck, für den Gott ihn ausersehen hatte. Denn nun durfte er etwas lernen, was ihm ein völlig neues, völlig anders begründetes Selbstwertgefühl gab. Er durfte erkennen, was so oft zitiert wird: die Liebe Gottes (Johannes 3:16). Für Gott ist der Mensch so viel wert, für Gott war auch ein Saulus so viel wert, dass er seinen Sohn sandte, und dass dieser sein Leben gab, um Menschen von Schuld zu befreien und mit Gott zu versöhnen, und wer dieses Angebot, ja Geschenk Gottes annahm, der hatte die Vollmacht, zu Gottes Familie zu gehören (Johannes 1:12-13). Dazu bedurfte es keiner Zustimmung von der Leitung irgendeiner Gemeinschaft oder Organisation. Paulus durfte lernen:

Du gehörst zu Gott, in Christus bist Du ein Mitglied seiner Familie geworden.

Das stellte sein Selbstwertgefühl, sein Selbstbewusstsein, seine Selbstein-schätzung auf eine völlig neue Grundlage. Er lernte: Du brauchst dich vor niemandem zu scheuen; dein Wert hängt nicht an Äußerlichkeiten noch an eigenen Leistungen; du hast deinen Wert von Gott erhalten, der für dich das Leben seines Sohnes gab. Wie könntest du dich da gering einschätzen? Nein, nicht gering, aber auch nicht überheblich, denn dein Wert kommt nicht aus dir selbst, er ist dir von Gott geschenkt; dafür kann ihn dir aber auch niemand nehmen, was immer dir im Leben widerfahren mag.

Du darfst das Bewusstsein haben: Ich bin etwas wert! Nicht weil ich selbst so viel erreicht habe, so viel leiste, sondern weil Gott mir einen Wert verliehen hat. Darum darf, ja soll ich ein gesundes Selbstwertgefühl haben.

Doch warnt die Bibel uns auch davor, ein übersteigertes Gefühl dieser Art zu haben, denn wir sind uns bewusst, dass unser Selbstwert auf Gottes Gnade beruht. Deshalb rät sie uns, die Grundsätze der Herrschaft Christi auch in dieser Hinsicht heute schon anzuwenden:

  • Habe ein gesundes, aber nicht übersteigertes Selbstwertgefühl (Römer 12:3)
  • Da alle deine christlichen Brüder ihren Wert ebenfalls von Gott haben, solltest du ihnen mit Achtung und nicht mit Überheblichkeit entgegentreten (Philipper 2:3)
  • Das Wissen, dass unser Wert von Gott her kommt, macht uns frei von Arroganz und damit fähig zu Toleranz, Mitleid und Barmherzigkeit, ja zur christlichen Nächstenliebe.
  • Dies schließt auch ein – und damit sind wir wieder am Anfang -, dass wir eine hohe Achtung vor dem Mitmenschen und damit erst recht vor dem menschlichen Leben überhaupt haben. Ja, wir sind nicht nur etwas wert, wir sind sogar viel wert, denn Christi Leben wurde für uns gegeben.

Wir sind etwas wert; Gott sei Dank dafür!

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Erstellungsdatum: 13.02.2008 ♦ DruckversionDownloadsLinks auf andere InternetseitenDatenschutzerklärungInhaltKontaktImpressum
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