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Leitende Körperschaft ein Fall für die Psychiatrie?

von Eddie

Teil 3

In den ersten beiden Teilen haben wir uns die Leitende Körperschaft (LK) der WTG aus der Perspektive von zwei bedeutenden Persönlichkeiten aus der Psychologie/des Profilings angesehen, deren Aufgabe darin liegt, Charaktere (Arten von Menschen), die es gewohnt sind, ihre Macht a) zu erhalten und b) obendrein noch auszubauen, aufzudecken. Und auch deren Motivationen wurde kurz in Betracht gezogen.

Siehe dort, Teil 1 und Teil 2.

Heute kommt die Sichtweise einer weiteren Persönlichkeit hinzu, deren eigene Erfahrungen in diesem Bereich "bereichert", sprich, gemacht wurden, die selbst einmal für eine gewisse Zeit einem religiösen Kult angehörte: Der Vereinigungskirche, salopp auch "Moonies" genannt, da deren Gründer und langjähriger "Vorsitzender" ein gewisser Sun Myung war, ein Koreaner, der sich selbst zu einer Art Messias erhöhte (siehe auch unter Wikipedia unter gleichem Wortlaut).

Diese Persönlichkeit, oben genannt, ist ein Mann namens Steven Hassan und er ist US-Amerikaner, der auch in den USA lebt.

Steven Hassan schrieb und veröffentlichte ebenso etliche Bücher, die auch in andere Sprachen, so auch ins Deutsche, übersetzt wurden und erschienen sind. Sein wohl berühmtestes Werk trägt den folgenden Titel: "Combating Mind & Cult Control", salopp von mir mal übersetzt mit "Gedanken- und Gehirnkontrolle bekämpfen". Offiziell, so glaube ich, hat es in unserer (= deutschen) Sprache einen anderen Titel, den ich aber erst herausfinden müsste. Vor mir auf meinem Schreibtisch liegt die englische Originalausgabe von 2018 in der vierten Auflage, "newly revised and updated", wie es dort so schön heißt, von der "A Freedom of Mind Press Book", mit der ISBN-Nr. 978-0-9670688-2-4. Auf diese Ausgabe greife ich gegenwärtig in meinen Ausführungen zurück. Und falls es anderweitig geschehen sollte, gebe ich es hier in diesem Aufsatz bekannt.

Besagter Mann, Jahrgang 1954 (also meine Generation) wird auch gerne als "America`s Leading Cult Expert" bezeichnet. Auf vielen Seiten seines genannten Buches beschreibt er seinen Werdegang hin zu dieser Sekte, seinem Verbleib darin und wie und warum er wieder austreten konnte und dies auch so geschah. Den Rest seines Berufslebens widmete er sich fortan (und tut dies immer noch) deshalb dem großen Thema "Wie und warum fallen so viele Menschen in die Hände solcher charismatischer Mächte, seien es Einzelpersonen oder seien es ganze Religionsgemeinschaften, auch Sekten genannt, obgleich dieser Begriff unter deresgleichen nur sehr ungern gehört und verwendet wird." "Sekten" – das sind stets "die anderen", nie man selbst. Klar doch: Man müsste ja sonst selber zugeben, dass man auch dazu gehört und folglich würde man doch das eigene Kartenhaus zusammen brechen sehen (und spüren), voll und ganz. Wer will das schon? Die Führung einer solchen Gruppe wohl am allerwenigsten; gingen doch sowohl die eigene geistige (und/oder "geistliche") als auch die finanziellen Grundlagen dabei flöten. Es wäre eine Art drolliger Suizid, würde solches veranlasst/entfesselt/herbeigeführt werden.

Es gab da mal einen Weltbewegenden Vorfall im südamerikanischen Guyana: Eine Gruppe von mehreren Hundert Menschen (909 genau) begingen auf Aufforderung ihres "Häuptlings", sprich, Sektenführers namens Jim Jones einen Kollektiv-Selbstmord, der all diesen Menschen, inklusive (Klein- und Kleinst-)Kinder das Leben kostete. Das war 1978. Diese wahre Begebenheit ging unter dem Begriff "Das Massaker von Jonestown" in die Geschichte Südamerikas, der gesamten Welt sowie des religiösen Wahnsinns ein.

Einige Zeit später, nach diesem Vorfall, erschien in einer der beiden wohlbekannten Magazine der WTG (entweder des "Wachtturms" oder der Begleitzeitschrift "Erwachet" – weiß nicht mehr genau, welcher dieser Zeitschriften; könnte aber eruiert werden, bei Bedarf) ein Artikel, in welchem seitens der WTG klipp und klar dargestellt wurde, was denn eine Sekte darstelle und was nicht. Logisch, dass "die anderen" die Bösen sind, nie man selbst so eine Sekte wäre oder dazugehöre. Es wurden dabei selbsterstellte Regeln festgelegt und dargestellt, die stets mit dem Zeigefinger auf "die anderen" deuteten, jedoch man selber meilenweit davon entfernt wäre, solch ein Bösewicht zu sein. Ganz klar, die römisch-katholische Kirche zeigt(e) auch stets mit dem Finger auf die Bösen, die selber daran schuld waren, auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden zu müssen.

In deren Folterkellern knieten während "der peinlichen Befragung" auch die anwesenden Pfaffen auf dem Boden, dabei betend, "der Herr möge doch den Delinquenten Sinn und Herz öffnen, die Wahrheit zu sagen und ihre Sünden zu bekennen". Nachzulesen in den Geschichtsbüchern dieser Welt, nicht zuletzt bei denen von Horst Herrmann und Karlheinz Deschner, zwei Theologen, letzterer ein berühmter Theologe und Kirchenkritiker unserer Zeit, unter anderem auch in seinem Zehnbändigen Werk "Die Kriminalgeschichte des Christentums".

Genau das (die "Wahrheit" sagen) taten auch dann sehr viele, wohl die meisten. Klar, wenn der körperliche Schmerz einen bereits zum Wahnsinn treibt, dann "gesteht" dieser alles, was man von ihm hören will. Auch die Teilnahme als Hexe(r), auf einem Besen reitend, während einem Hexensabbat auf dem (Harzer) Brocken sowie die Kopulation mit dem Teufel und/oder ähnlichen Unsinn. Ob nun die WTG selbst, wäre sie ein paar Jahrhunderte früher entstanden, im Sinne einer religiösen Institution, nicht genauso agiert hätte, wie die römisch-katholische Kirche (im Übrigen: auch die protestantische Kirche, denn auch Luther bejahte den Scheiterhaufen), darüber lässt sich sehr wohl und gut spekulieren. Aus vielen persönlichen Erfahrungen (auch meiner eigenen!) tendiere ich zu der Vermutung: Wahrscheinlich ja!

Beweisen lässt sich das jedoch nicht, aus ersichtlichem Grund: Sprechen wir hier doch im und vom Konjunktiv. Nun, die Gnade der "späten Geburt" kennen wir auch aus anderen Systemen, seien es religiöse und/oder auch politische. Nicht zuletzt auch aus der "braunen Vergangenheit" unseres eigenen Volkes.

Zurück zu Steven Hassan

In Verbindung mit einer gewissen Vorgeschichte entwickelte "unser" Mann ein System, das als "BITE" bekannt wurde. Der Begriff "BITE", ausnahmsweise nicht mit dem Computer-Byte verwandt (und dort mit "y" geschrieben) ist ein Akronym für Behaviour, Information, Thought und Emotional ("Control" als Suffix für diesen Gesamtbegriff). Zu Deutsch: Verhaltens-, Informations-, Gedanken- und Emotionale (oder: Gefühls-) (Kontrolle) seitens einer führenden Riege gegenüber ihren Mitgliedern, man könnte auch sagen: Ihren Leibeigenen, offiziell natürlich nie so be- oder genannt, faktisch aber dennoch wahr. Denn: In all den soeben genannten Bereichen ist die WTG gegenüber ihren eigenen Mitgliedern in allen möglichen Schattierungen so eingestellt und eifrig wirksam, dass sie mehr als deutlich übergriffig wird und sich oft bis ins Intimste in die persönlichen Belange, seien sie seelischer und/oder körperlicher Natur, von Personen/Familien einmischt. Ich greife hier nur einmal einige wenige Einflussnahmen diesbezüglich heraus (je Bereich einen):

Verhaltenskontrolle

Bei den ZJ ist es verboten, aktive Kontakte zu sogenannten "Abtrünnigen" zu haben und diese sind – nur in Ausnahmefällen! – lediglich auf das Allernötigste zu reduzieren; auch bei engen Familienangehörigen. Zuwiderhandlungen werden geahndet, bis hin zur eigenen Exkommunikation (wohl besser geeignet ist der englische Ausdruck "Disfellowshipping") dem Ausschluss vom "Volke Gottes" mit all seinen Konsequenzen im Dies- und im Jenseits.

Informationskontrolle

Es ist den ZJ "von oben her" untersagt, Literatur von solchen "Abtrünnigen" zu lesen oder auch Artikel im Internet, wie diesen hier. Lediglich der WTG zugetane oder gefällige Literatur darf gelesen werden, keinesfalls kritisches Schrifttum.

Gedankenkontrolle

Aufkommende Negativgedanken gegenüber der WTG ("ORG") sollen unterdrückt und niemals weiterbetrieben oder gleich gar "genährt" werden. Am besten ist es in einem solchen Falle, sich "Hilfe" bei den Ältesten zu suchen. Herzliche Grüße aus Orwells "1984". Oder Scientology. Beides ist wohl zutreffend.

Emotions- oder Gefühlskontrolle

Im Falle einer "Abtrünnigkeit" eines ZJ von der WTG müssen Gefühle selbstverständlich hinten anstehen oder am besten gleich gar begraben werden. Loyalität gegenüber der WTG als "Sprachrohr Gottes" hat unbedingten Vorrang vor Gefühlen gegenüber Freunden und/oder (sogar nahen) Verwandten. Siehe dazu einen Beitrag bei www.bruderinfo-aktuell.org bezüglich eines 10-jährigen Mädchens, das öffentlich auf der Bühne während eines WTG-Kongresses bekundet, dass sie von ihrem Bruder (oder Schwester, weiß nicht mehr genau, auf jeden Fall einem Geschwisterteil) Abstand nimmt, weil dieser Geschwisterteil sich von der WTG getrennt hat, und dieses Verhalten/dieses Geständnis (der Trennung) von Tausenden von Zeugen Jehovas positiv aufgenommen und phrenetish beklatscht wurde.

Irgendwo im Internet habe ich eine vierfarbige Darstellung gesehen, die, jede dieser vier Bereiche in einer anderen Farbe darstellt, und auch wie diese Bereiche ineinandergreifen, wie Zahnräder in einem Getriebe. Diese vier Bereiche greifen auch wie Puzzleteile ineinander – so die Grafik – und sind mit mehreren Argumenten und Darlegungen untermalt. Konkret auch auf die Merkmale, die auf die WTG explizit hinweisen (neben anderen Sekten). Der interessierte Leser braucht nur mal unter "BITE" "Steven Hassan" und unter "Bilder" entsprechende Suche vorzunehmen. Schon sehr bald wird er fündig werden.

Dennoch – oder gerade darum – so fragt man sich, haben solche Kulte so großen Erfolg? Genau in diesem Unterthema "Why Do Cults Have So Much Success?" beschreibt er ab der Seite 89 genau dieses.

S. Hassan sagt, dass wir alle glauben, dass wir solchen Dingen gegenüber gefeit wären. Sind wir aber nicht, sagt er weiter, und – es stimmt (leider!). SH beschreibt es mit anderen Worten, jedoch, greifen wir auf die Aussagen und Methoden, wiedergegeben in Teil 1 und Teil 2 dieser Serie zurück, finden wir genau die Hinweise, Argumente und Methoden, die dazu führen, dass – zumindest theoretisch, viele aber auch in der Tat gegen entsprechende Stolperfallen nicht immun sind, sie gerne übersehen, sie nicht wahrnehmen und nur mit der Hilfe Gottes (dieses Argument entnehme ich aus der Heiligen Schrift – genauer: dem Epheserbrief Kapitel 6, Vers 12; auch 1. Petrus, Kapitel 5 Vers 8 (und 9 als Ergänzung)) entgegengewirkt und überwunden werden können.

Epheser 6,12 denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Herrschaften, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit, gegen die geistlichen [Mächte] der Bosheit in den himmlischen [Regionen].

1. Petrus 5,8-9 Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann; dem widersteht, fest im Glauben, in dem Wissen, dass sich die gleichen Leiden erfüllen an eurer Bruderschaft, die in der Welt ist.

Zu guter Letzt wird noch ein Teil 4 erscheinen.

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