Der geistliche Christ

Am 10. September 1985 schrieb ich einen Brief an die Wachtturm-Gesellschaft, der einen der wichtigsten Gedanken enthielt, auf dessen Basis das Christsein überhaupt verstehbar ist. Diesen Gedanken kennen die Zeugen Jehovas nicht! Deshalb ist es mir wichtig, diesen Brief hier zu veröffentlichen. Wer nun aber denkt, der Gedanke sei von mir selbst niedergeschrieben worden, der irrt sich. Watchman Nee ist der Autor. Der Brief besteht eigentlich nur aus diesem einen Zitat von Watchman Nee. Es ist seinem Buch "Der geistliche Christ", entnommen. (Seite 114 bis Seite 118 Mitte)

An die
Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft
Deutscher Zweig, e.V., Postfach 20
6251 Selters/Taunus 1

Rüdiger Hentschel
Allensteiner Str. 8
4020 Mettmann

Liebe Damen und Herren Zeugen Jehovas!

Durch Gottes Gnade fiel mir neulich, aus meiner Sicht genau im richtigen Augenblick, ein Buch von Watchman Nee in die Hände. Aus diesem möchte ich Ihnen einen Auszug zusenden. – Ich verknüpfe mit dieser Absicht die Hoffnung und den Glauben, daß Sie trotz langjähriger Verinnerlichung Ihrer Theologie immernoch Argumenten und Gedanken zugänglich sind. Dank sei dem HERRN, daß er mir diese hier folgende Information zugeführt hat:

Watchman Nee:
(Aus: Der geistliche Christ, Seite 114 bis Seite 118 Mitte)
Die Haltung des Gläubigen gegenüber dem Fleisch
Gottes Ansicht über das Fleisch

Wir Christen müssen immer wieder an das Urteil Gottes über das Fleisch erinnert werden. "Das Fleisch", sagt Jesus, "ist nichts nütze" (Joh. 6,63). Ob es die Sünde oder die Gerechtigkeit des Fleisches ist – es ist unnütz. Was vom Fleisch geboren ist, ist Fleisch. Ob es das Fleisch auf der Kanzel, das Fleisch unter der Kanzel, das Fleisch in den Gebeten, das Fleisch in der Heiligung, das Fleisch im Bibellesen, das Fleisch im Singen geistlicher Lieder oder das Fleisch im Gutestun ist, nichts von alledem taugt, wie Gott deutlich erklärt.

Das Fleisch bringt weder dem geistlichen Leben etwas ein, noch vermag es die Gerechtigkeit Gottes zu erfüllen. Wir wollen nun auf einige Anmerkungen über das Fleisch hinweisen, die der HERR durch den Apostel Paulus in dessen Brief an die Römer festhält.

1. "Fleischlich gesinnt sein ist der Tod" (Röm. 8,6). In Gottes Augen ist das Fleisch geistlich tot. Die einzige Möglichkeit, ihm zu entrinnen, besteht darin, das Fleisch dem Kreuz zu übergeben. Trotz der guten Werke des Fleisches hat Gott nur ein Urteil: Tod.

2. "Fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft wider Gott" (Röm. 8,7). Es besteht nicht die geringste Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz. Das gilt nicht nur hinsichtlich der Sünden, die dem Fleisch entspringen, sondern ebensosehr für seine edelsten Gedanken und Handlungen. Es ist offensichtlich, daß schändliche Sünden gottfeindlich sind, beachten wir aber, daß auch gerechte Werke ohne Gott getan werden können. 30 "Das Fleisch ist dem Gesetz nicht untertan, denn es vermags auch nicht" (Röm. 8,7). Je besser das Wirken des Fleisches ist, desto weiter ist es von Gott entfernt. Wie viele "gute" Menschen sind schon bereit, an den Herrn Jesus zu glauben? Ihre Selbstgerechtigkeit ist in Wahrheit Ungerechtigkeit. Niemand vermag je allen Lehren der Bibel gehorsam zu sein. Ob ein Mensch nun gut oder böse ist, eines ist sicher: Er unterwirft sich nicht dem Gesetz Gottes. Ist er böse, so übertritt er das Gesetz, ist er gut, so errichtet er eine andere, außerhalb Christus stehende Gerechtigkeit und verfehlt das Ziel des Gesetzes, denn "durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde" (Rom. 3,20).

4. "Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen" (Röm 8,8). Das ist der endgültige Urteilsspruch. Ohne Rücksicht darauf, wie gut ein Mensch sein mag, wenn sein Tun in ihm selbst seinen Ursprung hat, kann er Gott nicht gefallen. Gott hat einzig an seinem Sohn Wohlgefallen; außer ihm und seinem Werk vermag kein Mensch und kein Werk ihn zu erfreuen. Was das Fleisch tut, mag vielleicht gut erscheinen, weil es aber vom Ich stammt und in natürlicher Kraft getan wird, kann es Gott nicht befriedigen. Der Mensch mag viele Wege ersinnen, wie er Gutes tun, etwas verbessern und Fortschritte machen kann, aber das sind fleischliche Wege, die Gott nicht gefallen. Das ist nicht nur bei denen der Fall, die nicht wiedergeboren sind, sondern gilt in gleichem Maße für den wiedergeborenen Menschen. Gottes Gefallen oder Mißfallen richtet sich nicht nach dem Prinzip des Guten und Bösen. Gott fragt nach der Wurzel aller Dinge. Eine Tat kann an sich gut sein, Gott aber fragt nach ihrem Ursprung.

Diese Schriftstellen lassen uns erkennen, wie eitel und nutzlos die Anstrengungen des Fleisches sind. Ein Christ, dem ganz klar wurde, wie Gott das Fleisch einschätzt, wird nicht so leicht Fehler machen. Als Menschen unterscheiden wir zwischen guten und bösen Werken; Gott geht tiefer und macht einen Unterschied hinsichtlich des Ursprungs aller Werke. Auch die vortrefflichste Tat des Fleisches findet bei Gott das gleiche Mißfallen wie die schändlichste, denn sie sind alle vom Fleisch. So wie Gott die Ungerechtigkeit haßt, so verabscheut er auch die Selbstgerechtigkeit. Die guten Werke, die vor der Wiedergeburt und ohne Verbindung mit Christus und Abhängigkeit vom Heiligen Geist getan werden, sind vor Gott nicht weniger fleischlich als Unsittlichkeit, Unreinheit, Ausschweifung usw. Wie lobenswert des Menschen Werke auch sein mögen, wenn sie nicht einem völligen Vertrauen in den Heiligen Geist entspringen, dann sind sie fleischlich und von Gott her verwerflich. Gott widersteht allem und verwirft und haßt alles, was zum Fleisch gehört, ganz gleich wie es nach außen erscheint und ob es von einem Sünder oder einem Heiligen getan wird. Sein Urteilsspruch bleibt: Das Fleisch muß sterben.

Die Erfahrungen des Gläubigen

Aber wie kann ein Christ dies so durchschauen, wie Gott es durchschaut? Gott ist unerbittlich hart gegen das Fleisch und alle seine Werke; der Gläubige scheint aber nur seine schlechte Seite zu verwerfen, während er liebevoll am Fleisch selbst hängt. Statt das Fleisch kategorisch abzulehnen, unternimmt er weiterhin vieles aus sich selbst und kommt so zu einer selbstbewußten und stolzen Haltung. Er wähnt sich reich an Gottes Gnade und ohne weiteres fähig, das Richtige zu tun. Der Gläubige macht buchstäblich Gebrauch von seinem Fleisch. Da er sich damit selbst betrügt, muß ihn der Geist Gottes oft demütigende Wege führen, damit er lernt, was sein Fleisch ist und wie Gott es sieht. Gott läßt es zu, daß dieser Christ zu Fall kommt, schwach wird und sogar sündigt, damit er zu der Einsicht kommt, daß im Fleische nichts Gutes wohnt. Das passiert gewöhnlich jenen, die geistliche Fortschritte zu machen glauben. Der Herr prüft sie, damit sie sich selbst kennenlernen. Oftmals offenbart der Herr seine Herrlichkeit in einem solchen Maß, daß der Gläubige nicht anders kann, als sein Fleisch als befleckt zu verurteilen.

Manchmal läßt Gott Angriffe des Teufels zu, um ihn durch seine Leiden zur Selbsterkenntnis zu führen. Dies ist eine höchst schwierige Lektion, die nicht an einem Tag oder in einer Nacht gelernt werden kann. Während vieler Jahre erfaßt man allmählich, wie unwürdig unser Fleisch ist. Selbst in seinem besten Bemühen ist noch Unreinheit enthalten. Gott läßt uns daher Römer 7 solange erfahren, bis wir bereit sind, mit Paulus anzuerkennen: "In meinem Fleische wohnt nichts Gutes." Schwer fällt es uns doch, dies in aller Aufrichtigkeit zu sagen. Ohne die zahllosen Erfahrungen schmerzlicher Niederlagen würde der Gläubige auch weiterhin sich selbst vertrauen. Dieses hundert- und tausendfache Versagen bringt ihn endlich dazu, alle Selbstgerechtigkeit und alles Vertrauen in das eigene Fleisch abzulegen. Das ist aber noch nicht alles. Das Selbstgericht muß weitergeführt werden. Wenn ein Christ aufhört, sich selbst zu richten und es unterläßt, das Fleisch als unnütz und äußerst verabscheuungswürdig zu behandeln und stattdessen eine sich selbst schmeichelnde Haltung einnimmt, dann ist Gott gezwungen, ihn wiederum durchs Feuer zur Läuterung zu führen. Wie wenige haben es gelernt, sich selbst zu erniedrigen und ihre Unreinheit anzuerkennen! Solange man aber diese Stellung nicht erreicht hat, wird Gott sein Handeln mit uns nicht einstellen. Da ein Christ keinen Augenblick vom Einfluß des Fleisches befreit ist, sollte er nie aufhören, sich selbst zu prüfen.

Viele nehmen an, der Heilige Geist überführe nur die Weltmenschen von Sünde. Die Christen müssen aber wissen, daß dieses Wirken des Heiligen Geistes im Gläubigen genauso wichtig ist wie im Sünder. Weil dies so notwendig ist, überführt er die Gläubigen von ihren Sünden, nicht nur einmal oder zweimal, sondern unaufhörlich. Möchten wir doch mehr und mehr die Erfahrung machen, daß der Heilige Geist uns überführt, damit unser Fleisch unaufhörlich dem Gericht unterworfen werden kann und nicht die Oberhand gewinnt.

Wenn ein Mensch je auf Erden sich in fleischlicher Weise hätte rühmen können, dann Paulus, denn er war unsträflich, was die Gerechtigkeit des Gesetzes anbelangte. Und wenn je einer nach der Wiedergeburt sich seines Fleisches hätte rühmen können, dann wiederum Paulus, war er doch ein Apostel geworden, der den auferstandenen Herrn mit eigenen Augen gesehen hatte und vom Herrn in besonderer Weise gebraucht wurde. Aber Paulus wagte es nicht, sich zu rühmen, denn er kannte sein Fleisch. Seine Erfahrung ließ ihn erkennen, wer er war. Gott hatte ihm bereits die Augen dafür geöffnet, daß in seinem Fleisch nichts Gutes wohnt. Die Selbstgerechtigkeit, derer er sich früher rühmte, erkannte er nun als Sünde. Er hatte die Lektion gelernt. Er wagte es nicht, seinem Fleisch zu vertrauen. Aber er hörte mit dieser Lektion keineswegs auf. Nein, Paulus lernt weiter. Und so erklärt er: "Wir rühmen uns Christi Jesu und verlassen uns nicht auf Fleisch" (Phil. 3,3). Wenn wir in Philipper 3 weiterlesen, dann sehen wir, wie demütig er geworden ist: "... damit ich nicht habe meine eigene Gerechtigkeit" (9); "... damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten" (11); "Nicht, daß ich´s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei, ich jage ihm aber nach ... nachdem ich von Christus Jesus ergriffen bin" (12).

Wenn ein Christ danach trachtet, geistliche Reife zu erlangen, dann muß er sich für immer die Haltung bewahren, die der Apostel Paulus während seines ganzen geistlichen Wandels einnahm: "Nicht, daß ich es schon ergriffen hätte." Der Gläubige darf nicht am Selbstvertrauen, an Selbstzufriedenheit oder an sich selbst Freude finden. Er kann seinem Fleisch nicht vertrauen.

Wenn Kinder Gottes aufrichtig um ein überfließendes Leben ringen, dann halten sie sich nicht für stärker und besser als andere, ungeachtet ihres vielleicht größeren geistlichen Fortschrittes. Worte wie: "Ich unterscheide mich natürlich wesentlich von anderen", wird man von ihnen nicht hören. Wenn sich diese Gläubigen vom Heiligen Geist die Heiligkeit Gottes und die eigene Verdorbenheit offenbaren lassen und sich nicht davor fürchten, sich selbst im Lichte Gottes zu sehen, dann können sie hoffen, durch den Heiligen Geist ihre Verdorbenheit früher zu erkennen und weniger schmerzliche Niederlagen durchzumachen.

Das Kreuz und das Werk des Heiligen Geistes

Weil das Fleisch so trügerisch ist, braucht der Gläubige das Kreuz und den Heiligen Geist. Nachdem er einmal erkannt hat, wie es in den Augen Gottes um sein Fleisch bestellt ist, muß er jeden Augenblick durch den Heiligen Geist das tiefere Werk des Kreuzes erfahren. So wie ein Christ durch das Kreuz von der Sünde des Fleisches erlöst wird, so muß er nunmehr durch das gleiche Kreuz von der Gerechtigkeit des Fleisches erlöst werden. Und so wie durch den Wandel im Heiligen Geist der Christ nicht dem Fleisch folgt und sündigt, so wird er nun auch durch den Wandel im Geist nicht dem Fleisch in Selbstgerechtigkeit nachfolgen.

Ende des Auszuges

In der Gewißheit, nichts zum Erlösungswerk Jesu hinzugetan zu haben, grüßt Sie liebevoll Ihr

Rüdiger Hentschel

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Erstellungsdatum: 29.03.2009 ♦ DruckversionDownloadsLinks auf andere InternetseitenDatenschutzerklärungInhaltKontaktImpressum
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